Allgemeines
Lehrende
Prof. Dr. Ira Diethelm
Anatolij Fandrich
Veranstaltungen
Internet-of-Things und Smart-Home im schulischen Kontext
Physical Computing und Digital Fabrication im Informatikunterricht
Module
inf702 – Didaktik der Informatik II (BBS)
inf703 – Didaktik der Informatik III
inf712 – Aktuelle Themen aus dem Gebiet ‚Didaktik der Informatik‘ I
Studiengang
Informatik – Master of Education (Wirtschaftspädagogik, Gymnasium)
Fakultät
Fakultät II – Informatik, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften
Institut
Department für Informatik. Abteilung Didaktik der Informatik
Semester
WiSe 2018/2019
SoSe 2019
WiSe 2019/2020
Turnus
Wöchentlich
Anzahl Studierende
5
KP des Moduls
3
Prüfungsform
Portfolio
Kategorien
Blog
Digitale Medien
E-Portfolio
Forschendes Lernen
Informatik
Interdisziplinär
Lehrkräftebildung
Seminar
Qualität+
Über die Vision des Internet-of-Things (IoT) lässt sich in der Hochschullehre eine Vielzahl von Informatikinhalten im Kontext eines aktuellen Themas aus Industrie und Forschung kombinieren und vermitteln. Um dieses inhaltliche Potential zu nutzen, lernen angehende Informatiklehrkräfte an der im Rahmen eines Seminars in der Didaktik der Informatik IoT-Technologien und deren Einsatz kennen. Zu diesem Seminar gehört auch die Entwicklung und Dokumentation eines eigenen digitalen Artefakts, welches die Inhalte der Lehrveranstaltung in einem praktischen Kontext aufgreift. Die Dokumentation des Abschlussprojektes erfolgt online in einem öffentlich zugänglichen Web-Blog, in dem die Studierenden ihre Motivation für die Entwicklung, den technischen Aufbau ihres Systems und mögliche Anknüpfungspunkte zum Informatikunterricht beschreiben. Zudem wird der eigene Lernfortschritt regelmäßig in einem Lerntagebuch reflektiert. In diesem Beitrag werden die didaktischen Überlegungen zum Aufbau dieses Seminars beschrieben und erste praktischen Erfahrungen mit WordPress als Portfolio-Plattform dargestellt.
Inhalte und Lernziele
Das Internet-of-Things, welches u. a. die zunehmende Vernetzung zwischen smarten Objekten innerhalb und außerhalb des Internets beschreibt, findet vor allem durch den Themenkomplex Smart-Home immer mehr Einzug in die Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler. Das IoT ist somit als relevanter Kontext für den heutigen Informatikunterricht zu sehen – sowohl in der Schule, als auch in der akademischen Informatiklehrkräftebildung.
Als Querschnittsthema ermöglicht IoT einen spannenden und aktuellen Kontext für projektbasierten Unterricht, um verschiedene Informatikinhalte zu vermitteln. Daher wurden zwei Lehrveranstaltungen („Internet-of-Things und Smart-Home im schulischen Kontext“ und „Physical Computing und Digital Fabrication im Informatikunterricht“) im Umfang von je drei Kreditpunkten in der Abteilung Didaktik der Informatik entwickelt. Angehende Informatiklehrkräfte (Lehramt für Gymnasien und Wirtschaftspädagogik) müssen im Rahmen ihres Master-Studiums eine der beiden Veranstaltungen als Pflichtmodul belegen. Seit dem Wintersemester 2018/2019 haben bislang insgesamt 14 Master-Studierende die Lehrveranstaltung absolviert und ihre Prüfungsleistungen über der Erstellung von E-Portfolios erbracht. Im Rahmen der Lehrveranstaltung sammeln die Studierenden praktische Erfahrungen mit aktuellen Technologien, wie z. B. 3D-Druck, parametrischem Design, hardwarenaher Systementwicklung und Lasercutting. In E-Portfolios dokumentieren und präsentieren die Studierenden ihre Abschlussprojekte und reflektieren ihre Lernprozesse während der Entwicklung. Gerade in Zeiten von Social Distancing und Home-Schooling gewinnen digitale Formen der Prüfungsleistung immer mehr an Bedeutung. Deshalb stellen wir mit diesem Beitrag unsere Erfahrungen aus drei Iterationen vor, in denen wir die Lehrveranstaltungen angeboten und Studierende E-Portfolios erstellt haben.
Die Lerngruppen sind mit vier bis fünf Studierenden pro Semester vergleichweise klein. Die meisten Studierende haben keine Vorerfahrung mit Physical Computing, Digital Fabrication oder speziell Internet-of-Things. Zudem liegen die letzten praktischen Programmierübungen in den Hochschulbiografien der Teilnehmenden einige Semester zurück.
Daher sind folgende Lernziele für die Veranstaltung formuliert: Die Studierenden
- erkunden den kreativen Umgang mit modernen Informatiktechnologien in einem praktischen Kontext.
- planen und entwickeln eigene digitale Artefakte.
- wenden fachliche Inhalte aus der theoretischen, praktischen, angewandten und technischen Informatik an.
- beschreiben und bewerten ihren Lernfortschritt.
- nehmen ihre eigene Kompetenz wahr.
Ein Teil der Prüfungsleistung ist die Dokumentation und Präsentation eines Abschlussprojektes, in dessen Rahmen die theoretischen Inhalte des Semesters in einem praktischen Kontext erprobt werden, indem die Studierende ein (IoT)-Projekt ihrer Wahl umsetzen. Die einzige Einschränkung ist der Einsatz von netzwerkfähigen Mikrocontrollern oder Einplatinencomputern. In späteren Seminaren wurde zudem ein selbst entworfenes Artefakt aus dem 3D-Drucker oder Laser-Cutter gefordert, um die Elektronik einbetten zu können. Webseiten, wie z. B. instructables.com oder thingiverse.com konnten als Inspirationen und Vorlage für die Projekte genutzt werden. Zudem wurden diverse Ausgaben der Zeitschrift Make: verliehen.
(Lern-)Aktivitäten der Studierenden („Internet-of-Things und Smart-Home im schulischen Kontext“)
Vor einer Überarbeitung des Lehrkonzepts haben alle Studierenden ein identisches Abschlussprojekt (Bluetooth-fähiger LED-Controller) angefertigt und eine Unterrichtseinheit in einem Langentwurf beschrieben. Dies wurde verworfen, um den Studierenden neue Eindrücke über die Vielseitigkeit der Informatik zu zeigen und Raum für das persönliche Interesse und der kreativen Entfaltung zu schaffen. Daher wurde IoT als Querschnittsthema gewählt und der Langentwurf als Prüfungsleistung abgeschafft. Stattdessen wurden die Projekte auf einem Poster dokumentiert und in einer Poster-Session den Mitstudierenden präsentiert. Zur Vermittlung wissenschaftlicher Kommunikationskompetenzen wurden die Projekte und Poster Schülerinnen und Schülern im Rahmen eines jährlich fakultätsweit angebotenen Informatik-Hochschulinformationstages präsentiert und zum Ende des Semesters in den Räumlichkeiten des Departments aufgehangen.
Zu Beginn haben die Studierenden diverse IoT-Funkstandards miteinander verglichen, um zum einen die technischen Möglichkeiten der drahtlosen Kommunikation kennenzulernen und zum anderen Standards für den schulgerechten Einsatz zu identifizieren. In der nächsten Sitzung wurden (physikalische) Kenngrößen (u. a. Stromstärke, Spannung und Widerstand), sowie eine Auswahl passiver und aktiver Bauteile vorgestellt, damit die Studierenden später bei der Recherche nach eigenen Projekten einfache Schaltpläne aus dem Internet verstehen und nachbauen können. In einer anschließenden Seminarsitzung zum Thema Löten und Arbeitssicherheit erwarben die Studierenden die motorischen Fähigkeiten, die für das selbständige Verlöten von Bauteilen erforderlich sind. Diese Kenntnisse wurden im nächsten Seminar aufgegriffen, um die auf dem WiFi-fähigen Mikrocontroller ESP8266 basierenden Entwicklungsboards NodeMCU für die weiteren Seminare vorzubereiten. Die Wahl fiel auf diesen Mikrocontroller, da dieser kostengünstig ist und vom Arduino-Framework unterstützt wird, wodurch zahlreiche Beispielprojekte zugänglich sind. Die Arduino Entwicklungsumgebung eignet sich aufgrund ihrer schlichten Oberfläche und diversen Bibliotheken gut für den Einstieg in die hardwarenahe Programmierung. In den nächsten Seminaren haben die Studierenden in praktischen Übungen IoT-gängige Kommunikationsprotokolle und Paradigmen (wie z. B. MQTT und REST) kennengelernt und untereinander Daten ausgetauscht. In der letzten praktischen Übung wurden UML-Zustandsdiagramme wiederholt, um den Studierenden später beim Strukturieren ihres Programms zu helfen. Aus den Zustandsdiagrammen wurde zudem Quellcode übersetzt, indem jeder Zustand als while-Schleife modelliert wurde. Die Übung wurde mit einem Blynk Projekt abgeschlossen. Blynk ermöglicht es, mit wenigen Klicks eine App zu erstellen und diese u. a. mit internetfähigen Mikrocontrollern zu verknüpfen. In den folgenden Seminaren wurde der Lernfortschritt reflektiert und die Einsatzmöglichkeiten im Unterricht diskutiert. Für die letzten Sitzungen waren die Studierenden freigestellt – bei Bedarf konnten Fragen vor Ort geklärt werden.
In der oberen Abbildung ist ein Projekt eines Studenten dargestellt, welcher mit dem oben beschriebenen Lehrkonzept unterrichtet wurde. Der Student wollte für den Unterricht in seinem Zweitfach Chemie ein smartes pH-Meter entwickeln, welches es ermöglicht, eine Titrationskurve in Echtzeit auf die Endgeräte von Schülerinnen und Schülern zu übertragen. Das pH-Meter eröffnet einen Access Point im Klassenzimmer, mit dem sich die Kinder und Jugendlichen via WiFi verbinden können. Im Webbrowser wird dann die Kurve angezeigt. Ein anderer Student hat sich beklagt, dass er öfter vergisst zu prüfen, ob er seine Kaffeemaschine ausgeschaltet hat. Zur Bewältigung dieses lebensweltlichen Anwendungsbezugs entwickelte er im Rahmen des Seminars eine smarte Steckdose, die automatisch eine Warnung an das Smartphone sendet, sobald ein Verbraucher mit der Steckdose verbunden ist und das Smartphone einen gewissen Radius um den Wohnort verlässt. Per Remote kann das Gerät dann ausgeschaltet und mit einer Web-App der Radius angepasst werden. Ein anderer Student entwickelte eine LED-Matrix, die mit dem Smartphone Laufschrift, Lichteffekte und Pixelarts darstellen konnte (siehe Bild unten).
Die Poster aus diesem Semester sind hier verlinkt:
Das smarte pH-Meter für den Chemieunterricht
Nach dem ersten Semester mit diesem Lehrkonzept wurden die Poster als Prüfungsleistung durch einen öffentlichen Web-Blog ersetzt. Dies hat den Vorteil, dass auch „Nicht-Informatiker*innen“ aus dem sozialen Umfeld der Studierenden (Eltern, Geschwister, Freunde, …) die Semesterprojekte begutachten und positives Feedback zurückmelden können. IoT und speziell Smart-Home eignen sich durch ihren Alltagsbezug dafür, die Studierenden über ihr Studium sprechfähiger zu machen und so (auch mit Hilfe der Blogs) gute Lehre nach außen zu kommunizieren. Der Web-Blog beschreibt die Entwicklung des Projektes, mögliche Anknüpfungspunkte zum Informatikunterricht und eine Anleitung zum Nachbauen. Design und Layout der Blogs wurden den Studierenden überlassen.
Ein Beispielprojekt aus diesem Semester ist in der folgenden Abbildung dargestellt.
Der Student hat sich zu Beginn des Semesters vorgenommen, einen Katzenfütterungsautomaten zu entwickeln. Die Futterzeitpunkte und Futtermenge lassen sich dabei über eine App einstellen. Auch ein manuelles, ferngesteuertes Füttern ist möglich. Die Hardware basiert auf einer Platine, die gemeinsam mit den Lehrenden entwickelt wurde (siehe Bild unten), einem ESP-12F Modul und einem MOSFET zur Steuerung des DC-Motors. Die Halterung wurde mit einem Lasercutter und 3D-Drucker gefertigt. Weitere Projekte waren z. B. der Prototyp einer Garagensteuerung via App, ein Smart-Mirror, eine WiFi-basierter Personenzähler oder eine App-gesteuerte Bewässerungsanlage mit integriertem Feuchtigkeitssensor. Sämtliche Projekte wurden auf einem Poster zusammengefasst und mit QR-Codes verlinkt. Auch dieses Poster wurde im Flur des Departments für weitere Studierende zugänglich gemacht.
Die Blogs aus diesem Semester sind hier verlinkt:
Smarter Katzenfütterungsautomat
Automatische Bewässerung einer Zimmerpflanze
(Lern-)Aktivitäten der Studierenden („Digital Fabrication und Physical Computing im Informatikunterricht“)
Nach zwei weiteren Semestern wurde der Fokus von IoT auf Physical Computing und Digital Fabrication verlagert, da die Studierenden (auch aus vorherigen Lehrveranstaltungen) Schwierigkeiten hatten, Werkstücke aus dem 3D-Drucker oder Laser-Cutter selbstständig zu entwerfen und zu fertigen. Bis zu diesem Zeitpunkt haben die Lehrenden die Werkstücke nach Spezifikation der Studierenden entworfen und hergestellt. Da das eigene Kompetenzerleben ein übergeordnetes Lernziel des Modulkonzepts ist, wurden die Fähigkeiten zur Fertigung dieser Artefakte im Rahmen des Seminars vermittelt. Daher wurde mehr Zeit zur digitalen Fertigung investiert und Werkzeuge, die sich für den Einstieg in die 3D-Modellierung gut eignen, vorgestellt. Dazu zählen TinkerCAD, BlocksCAD, openSCAD und Fusion 360. IoT-Technologien konnten aus zeitlichen Gründen nur noch in einem kurzen Exkurs behandelt werden.
Die Blogs aus diesem Semester sind hier verlinkt:
Der digitale Cloud-Bilderrahmen
Projektdokumentation und Bewertung
Die Projektdokumentation erfolgt in einem WordPress-Blog, den die Studierenden auf Wunsch nicht-öffentlich schalten konnten. WordPress wurde als CMS-Werkzeug gewählt, da dies nativ in Stud.IP integriert ist und sich das Erstellen und Zuordnen der Blogs somit unkompliziert gestaltet. Die Blogs ermöglichen interessierten Personen, die Projekte selbst nachzubauen. Um die Studierenden bei der Strukturierung der Blogs zu unterstützen, wurden mögliche Inhalte vorgeschlagen:
- Alltagsbezug für Studierende oder SuS. Welches Problem löst das Projekt?
- Welche Bereiche der Informatik vernetzt das Projekt oder welche Kompetenzen aus dem Kerncurriculum sind notwendig, um das Projekt zu verstehen und nachbauen zu können?
- Eine Materialliste mit Preisen und Bezugsquellen. Dazu eine Beschreibung der Hardware und eine Begründung der Auswahl.
- Beschreibung der verwendeten 3D-Modelle.
- Fotos und Videos während der Entwicklung und des finalen Artefakts. Zusätzlich eine Beschreibung der Inbetriebnahme.
- Dokumentation der Software und der Werkzeuge.
- Ein Entwicklerblog, in welchem der Projekt- und Lernfortschritt dokumentiert und reflektiert wird. Dieser Blog sollte mindestens fünf Einträge umfassen.
- Kontaktdaten für mögliche Rückfragen.
Die Prüfungsleistung setzt sich aus drei Teilleistungen zusammen: Abschlussprojekt (Anteil an der Gesamtbewertung: 20%), E-Portfolio inklusive Projektdokumentation (60%) und Abschlusspräsentation (20%). Für Abschlusspräsentationen wurde insgesamt eine Dauer von 15 Minuten festgelegt, wobei fünf Minuten für eine abschließende Diskussionsrunde vorgesehen waren. Das Projekt wurde bewusst geringer gewichtet, damit Studierende die Möglichkeit haben, Risiken einzugehen und Neues zu probieren, ohne dass sich Fehler oder nur zum Teil erreichte Ziele zu stark auf die Gesamtnote auswirken. Stattdessen wurde Wert auf eine gute Dokumentation und die Reflexion der Lernprozesse gelegt. Studierende, die sich besonders schwierige oder anspruchsvolle Projekte ausgesucht haben, erhalten die bessere Note, sofern sich diese rechnerisch zwischen zwei Noten befindet. Neben der Gesamtnote wurde den Studierenden in schriftlicher Form Feedback zum Projekt und zum Vortrag ausgeteilt.
Erfahrungen
Wie so häufig steht und fällt das Engagement von Lehrenden digitale Methoden in ihrer Lehre zu integrieren, mit den strukturellen Begebenheiten. Glücklicherweise funktioniert die Integration von WordPress, welches die Studierenden für die Anfertigung ihrer E-Portfolios verwenden, in die Arbeitsumgebung sehr gut. So lassen sich schnell und einfach entsprechende Instanzen für die Studierenden einrichten. Der einzige Nachteil, den wir hinsichtlich der technischen Gegebenheiten erfahren haben, ist der Umstand, dass keine Benachrichtigungen erfolgen, sobald die Studierenden ihre Arbeiten aktualisieren. Zwar ist einsehbar, wann die letzte Seite neu angelegt wurde, jedoch fehlt eine Funktion, die eine Änderung der Inhalte auf den Seiten anzeigt. So sind Lehrende, die den Fortschritt ihrer Studierenden fortwährend verfolgen möchten, gezwungen, sich regelmäßig manuell einen Einblick zu verschaffen.
Aus organisatorisch-didaktischer Sicht sind Unsicherheiten auf Seiten der Studierenden bezüglich angemessener Zitierweisen und der Notwendigkeit der Verfassung eines Impressums aufgefallen. Schließlich soll der Blog nach Abschluss der Arbeit öffentlich zugänglich gemacht werden. Unserer Erfahrung nach sollten Lehrkräfte demnach entsprechende Fragestellungen also frühzeitig und einheitlich mit ihren Studierenden klären. Projekte aus vorangegangenen Durchläufen können hierzu als Anhaltspunkte dienen.
Zur Ausstellung vergangener Projekte und zum Hinweis auf die vorherigen Blogs wurden die Semesterergebnisse von unseren Studierenden in den letzten Jahren auch analog auf Postern festgehalten. QR-Codes zum Link zu ergänzenden Informationen in den Blogs haben sich hierbei bewährt. Außerdem dienten die Poster in den vergangenen Jahren als Gesprächsanlass zur abschließenden gegenseitigen Vorstellung der Projekte in dem Kurs. Zur Inspiration zukünftiger Studierender und zur nachhaltigen Würdigung vergangener Projektarbeiten soll diese ergänzende Prüfungsleistung auch weiterhin von den Studierenden eingefordert werden.
Unserer Erfahrung nach ist die Motivation der Studierenden höher, da sie neben den schriftlichen Hausarbeiten, die sie häufig noch aus anderen Kursen kennen, in der Anfertigung eines E-Portfolios eine willkommene Abwechslung sehen. Auch für uns Lehrende ist die Bewertung von E-Portfolios eine angenehme Alternative, da den Studierenden durch die Möglichkeiten zur multimedialen individuellen Entfaltung mehr Raum gegeben wird, positiv zu bewertende Inhalte zu produzieren.
Aufgrund der kleinen Lerngruppe konnte die universitätsweit durchgeführten Lehrevaluation nicht genutzt wurden. Stattdessen wurde zum Ende des Semesters das Feedback von allen Teilnehmenden mündlich verfasst und mitgeschrieben. Vor allem wurde der hohe Praxisanteil der Lehrveranstaltung positiv bewertet: Schließlich haben die Studierenden im Rahmen von Modulen oft keine Möglichkeit, die in den Basismodulen erlernten theoretischen Fähigkeiten in einem praktischen Szenario zu erproben. Dies gilt – bedingt durch die Studienverlaufspläne – insbesondere für Lehramtsstudierende und fachbezogene Module. Gerade gegen Ende der universitären Phase der Lehrkräfteausbildung bietet dieses Lehrveranstaltungskonzept eine gute Möglichkeit, informatische Grundlagen kontext- und anwendungsbezogen zu wiederholen und gleichzeitig den Fokus auf schulpraktische Anwendungsmöglichkeiten zu legen. Dies wird von den Studierenden besonders geschätzt. Studierende gaben im Feedback zur Veranstaltung an, dass sie mit den Wahl- und Gestaltungsmöglichkeiten des E-Portfolios und des Semesterprojektes teilweise überfordert waren und so z. B. zu viel Zeit in das Design des Blogs investierten. Daher wurde der Wunsch nach konkreten Vorlagen und Projekten geäußert. Für andere Studierende war es schwierig, den Zeitaufwand für das eigene Projekt abzuschätzen und geeignete Hardware für den Einkauf zu bestimmen. Obwohl für die Bearbeitung des Projektes Präsenzzeiten vorgesehen waren und keine Leistung in den Semesterferien gefordert wurde, haben einige Studierende angemerkt, dass der Arbeitsaufwand für drei Kreditpunkte zu hoch sei. Trotzdem äußerten sie, Spaß an der Projektarbeit gehabt zu haben.
In Zukunft würden wir den Anteil an Digital Fabrication wieder reduzieren, da sonst für das Physical Computing zu wenig Zeit bleibt. Die Studierenden gaben an, dass die Phase zur 3D-Modellierung recht lang war und dass ihnen manchmal konkrete Anwendungsmöglichkeiten im eigenen Unterricht fehlen. Eine kurze Einführung in BlocksCAD und OpenSCAD sollte für angehende Informatiklehrkräfte im Bezug auf 3D-Modellierung ausreichen.
Es ist zudem wichtig, genug Zeit für den Einkauf zu planen und mögliche Kosten im Auge zu behalten. In der Praxis hat sich eine Vorlaufzeit von vier Wochen zwischen der Bestellung der Hardware und dem Start des Semesterprojektes bewährt. Das mit Abstand teuerste Projekte (Smarter Spiegel) kostet insgesamt über 200€. Andere Projekte, wie z. B. der Katzenfütterungsautomat oder die Garagensteuerung beliefen sich auf unter 5€, da kaum Teile nachbestellt werden mussten. Alle Kosten wurden aus Haushaltsmitteln gedeckt. Alternativ hätten auch Studienqualitätsmittel beantragt werden können. Falls eine solche Veranstaltung mit größeren Lerngruppen durchgeführt wird, sollte aber ein festes Budget festgelegt werden. Eine Alternative ist die konkrete Vorgabe bestimmter Hardware.
Insgesamt sind das E-Portfolio in Kombination mit einem Semesterprojekt ein spannendes Lehrkonzept, welches über die Jahre verfeinert wurde. Die Konzeption basiert auf einer theoretischen Grundlage und die Lehramtsstudierenden genießen die praktische Erfahrung am Ende des Studiums, bevor sie das Referendariat an einer Schule beginnen. Aus unserer Sicht haben sich WordPress-Blogs als E-Portfolio in vielerlei Hinsicht bewährt – die Studierenden identifizieren sich mit ihren Blogs und Projekten, sie können die Ergebnisse ihrer Arbeit mit ihrem (Nicht-Informatik)-Umfeld teilen und erhalten Anerkennung für ihre Fähigkeiten. Damit tragen sie nicht nur zu einem positiven Bild der Informatik bei, sondern auch dazu, wie innovative Lehre aussehen kann. Dennoch gibt es Verbesserungspotentiale in der Feinabstimmung der Inhalte und dem empfundenen Arbeitsaufwand.
Ausblick
Im sozialen Umfeld erfahren die Studierenden nach dem Besuch dieses Seminars und der Fertigstellung des Blogs Anerkennung als Spezialistinnen und Spezialisten, die ihre Fähigkeiten erfolgreich in einer projektbasierten Arbeit unter Beweis gestellt haben. Empirische Forschungen haben in den vergangenen Jahren belegt, dass Schülerinnen und Schüler ihre Selbstwirksamkeitserwartung steigern, wenn sie positive Erfahrungen in Physical-Computing-Projekten sammeln. Es kann daher davon ausgegangen werden, dass sich auch für die Studierenden, die an unserem Kurs-Konzept teilgenommen haben, ähnliche Effekte einstellen. Empirische Begleitstudien zur Untersuchung dieser Effekte werden aktuell in der Veranstaltung „Soft Skills und Technische Kompetenz“, in der die positiven Erfahrungen aus der Informatik-Lehramtsausbildung auf die Hochschullehre in den grundständigen Informatik-Studiengängen übertragen werden, mit mehr als einhundert Erstsemester-Studierenden der Studiengänge Informatik und Wirtschaftsinformatik durchgeführt.