Allgemeines

Lehrende:r
Dr. Anelise Rahmeier Seyffarth

Frau mit braunen Locken und einem rot-orangen Oberteil; lächelnd.

Veranstaltung
Seminar zu Statistik II – „Krisen und Ungleichheit“

Modul
wir151 – Statistik II für Wirtschaftswissenschaftler

Studiengang
Fach-Bachelor – Nachhaltigkeitsökonomik, Wirtschaftswissenschaften und Betriebswirtschaftslehre mit juristischem Schwerpunkt

Fakultät
Fakultät II – Informatik, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften

Institut
Institut für Volkswirtschaftslehre

Semester
WiSe 2022/23

Turnus
Wöchentlich + Block

Anzahl Studierende
10

KP des Moduls
6

Prüfungsform
Referat mit Postervorstellung

Kategorien
Forschendes Lernen
Lehrprojekt „Forschendes Lernen“
Online-Meetings
Seminar
Stud.IP
Wirtschafts- und Rechtswissenschaften

Seminar Statistik II: „Krisen und Ungleichheit“. Durch den partizipativen Lern- und Forschungsprozess vertieften die Studierenden ihre Kenntnisse in angewandter Statistik und wurden für die wirtschaftspolitische Tragweite aktueller Krisenereignisse sensibilisiert.

Das Seminar zu Statistik II wurde basierend auf den Grundsätzen des ˝Research-based Teaching˝ konzipiert (Healey & Jenkins, 2009) und auf Basis des Grundlagenpapiers „Forschungsbasiertes Lehren und Lernen an der Universität Oldenburg“ erweitert. Im Rahmen des Seminars haben Studierende der Nachhaltigkeitsökonomik und der Wirtschaftswissenschaften (im 3. oder 5. Semester ihres Studiums) die Chance ihre Kenntnisse zu den quantitativen Methoden aus der Vorlesung „Statistik II für Wirtschaftswissenschaftler (10.28.251) durch das eigenständige Verfassen einer datenorientierten empirischen Seminararbeit zu vertiefen.

Die Lehrveranstaltung wird auf einem partizipativen Lern- und Forschungsprozess, wie im Werk von Holzkamp (1995) verankert, ausgerichtet. Entsprechend können Studierende in kleinen Teams (meistens zu zweit) mit einem eigenen Forschungsprojekt ihre subjektiven Erfahrungs- und Lebensmöglichkeiten erweitern. Mit der Lehrveranstaltung sollen nicht nur fachspezifische Kenntnisse, sondern insbesondere fachübergreifende Kompetenzen (wie zum Beispiel die Fähigkeit fragestellungsorientierte Recherchen und Analysen durchzuführen oder die Kommunikations-, Präsentations- und Teamfähigkeit) erweitert und gestärkt werden. Im Wintersemester 2022/23 wurde das Seminar mit einem speziellen Rahmenthema durchgeführt: „Krisen und Ungleichheit“. Die krisenbeladenen Ereignisse der letzten Jahre (Covid-19 Pandemie, energiepolitische Konflikte, Krieg) haben erhebliche Auswirkungen auf Einkommensverteilung und Lebensqualität in verschiedenen Ländern der Welt. In diesem Kontext ist die wissenschaftliche Forschung der konkreten Auswirkungen auf Ungleichheiten von hoher wissenschaftlicher und gesellschaftspolitischer Relevanz. Im Rahmen des Seminares im Wintersemester 2022/23 haben die Forschungsgruppen die Auswirkungen auf wichtige empirische Indikatoren (zum Beispiel zur Einkommens-, Bildungs- oder Genderungleichheit sowie Altersarmutsrisiko) untersucht. Mit den verschiedenen Forschungsprojekten wurde das übergeordnete Thema ˝Krisen und Ungleichheit˝ multidimensional und aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Auf diese Weise haben die Teilnehmenden ihre Kenntnisse aktiv erweitert und wurden zugleich für die wirtschaftliche und gesellschaftspolitische Reichweite der aktuellen Ereignisse sensibilisiert.

Inhalte, Lernziele & (Lern-)Aktivitäten der Studierenden

Aufbau der Veranstaltung und Einordnung in den Kriterien des forschungsbasierten Lehrens und Lernens der Universität Oldenburg

Niveau[1] A – Erste Veranstaltungen: Vermittlung und Wiederholung von wichtigen Grundlagen (Entwicklung von Forschungsfragen, Literatur- und Datenrecherche, wissenschaftliches Arbeiten sowie Datenbeschaffung und -bearbeitung mit der geeigneten Software R-Studio).

Niveau B – Mitte des Semesters, nach Vermittlung der Grundlagen: Anwendungen der quantitativen Methoden aus Inhalten der Vorlesung zur Beantwortung beispielhafter Forschungsfragen.

Niveau C – Parallel während der gesamten Seminarzeit. Die Studierenden wurden ermutigt, in kleinen Teams (2 bis max. 3 TN) – mit Unterstützung der Lehrenden – ein eigenes Thema inklusive einer Forschungsfrage zu entwickeln. Die kontinuierlichen Fortschritte wurden am Anfang jeder Veranstaltung kurz präsentiert. Die Forschungsgruppe war in Eigenverantwortung für die Beschaffung und Analyse der sekundären Daten zur Beantwortung der Forschungsfrage zuständig. Die Passgenauigkeit der Daten sowie die Auswahl geeigneter Methoden für die Analyse wurden von der Lehrperson überprüft. Forschungsprojekt und -ergebnisse wurden in einer Hausarbeit verschriftlicht. Schließlich wurde am Ende des Semesters eine wissenschaftliche Präsentation des Forschungsprojekts und -ergebnisse gehalten.

Beispielhafte Themen, die von den Studierenden bearbeitet wurden: Determinanten des wahrgenommenen Einkommensverlustes während der Covid-19-Pandemie, Bildungsungleichheit in Subsahara-Afrika, Wasserkrise und Bildungsungleichheit in Afrika, Einflussfaktoren auf das Armutsrisiko im Alter. Die Betreuung der Forschungsprojekte zusammen mit einer für das Projekt eingestellten studentischen Hilfskraft war sehr zeitintensiv. Insbesondere bei der Recherche und Aufbereitung geeigneter Daten sowie Literatur benötigten die Studierenden viel Unterstützung. Inhaltliche Anliegen wurden grundsätzlich von der verantwortlichen Lehrkraft beantwortet. Die studentische Hilfskraft unterstützte bei technischen Fragen zur Durchführung der Regressionsanalysen mit der Software R-Studio. Auf diese Weise haben die Studierenden den Forschungsprozess sehr selbständig mitgestaltet und wurden gleichzeitig bei Bedarf unterstützt, um Überforderung zu vermeiden.

Abschließend wurden die Ergebnisse von den Forschungsgruppen im Rahmen einer kleinen akademischen Konferenz präsentiert und diskutiert. Zu diesem Zweck erstellten die Studierenden wissenschaftliche Poster mit der Software Canva und verbesserten so ihre wissenschaftlichen Präsentationsfähigkeiten.

Zwei Beispiele der wissenschaftlichen Poster; das eine im Hintergrund blau zu den Determinanten und das andere im Vordergrund beige zu den sozioökonomischen Einflussfaktoren auf Bildung in Subsahara-Afrika.
Abbildung 1: Auszüge aus den Postern der Studierenden

[1] Siehe Kompetenzenmatrix auf Seite 10 des Grundlagepapiers.

Prüfung und Bewertung

Die Prüfungsleistung umfasste die schriftliche Ausarbeitung sowie die mündliche Präsentation der Forschungsergebnisse anhand eines wissenschaftlichen Posters. Der kontinuierliche Fortschritt bei der Entwicklung der Forschungsfrage sowie bei der Beschaffung und Aufbereitung der Daten fließt ebenfalls in die abschließende Bewertung ein.

Wichtige Kriterien für die Bewertung sind: Inhaltliche Korrektheit, Einhaltung wissenschaftlicher Regeln und Sprache, die Fähigkeit, die empirische Methode korrekt auf die Daten anzuwenden, sowie die Fähigkeit, die Ergebnisse zu interpretieren und auf die Forschungsfrage zu beziehen.

Erfahrungen

Insgesamt hat sich dieses Lehrkonzept und das Format mit einem speziellen Rahmenthema sehr gut bewährt. Sowohl Lehrende als auch Studierende empfanden die intensive Zusammenarbeit als sehr bereichernd.

Bemängelt wurde der deutlich höhere Zeitaufwand im Vergleich zu traditionellen/klassischen Prüfungsleistungen. Auch aus Sicht der Lehrenden ist der Zeitaufwand deutlich höher. Insbesondere die Vorkenntnisse der Studierenden waren sehr unterschiedlich. Dies in der kurzen Vorlesungszeit auszugleichen, erwies sich als Herausforderung. Tatsächlich hat eine Gruppe die Arbeit nicht geschafft und das Modul abgebrochen.

Die verbliebenen Studierenden gaben jedoch an, dass sie durch die aktive Teilnahme und die praktische Anwendung der Methodik im Rahmen ihres eigenen Projektes die Inhalte viel tiefergehender gelernt haben. Sie haben ihre methodischen und analytischen Fähigkeiten erweitert und ein neues Präsentationswerkzeug – das wissenschaftliche Poster – erlernt.