Allgemeines

Lehrende
Katharina Pöppel

Veranstaltung
Kolloquium Forschungs- und Entwicklungspraktikum

Modul
prx536 – Forschungs- und Entwicklungspraktikum

Studiengang
Sport – Master of Education (Gymnasium)

Fakultät
Fakultät IV – Human- und Gesellschafts­wissenschaften

Institut
Institut für Sportwissenschaft

Semester
WiSe 2021/22

Turnus
Wöchentlich (11 Sitzungen), Abschlussblock

Anzahl Studierende
Insgesamt: 35 Studierende [24 (Kurs 1); 11 (Kurs 2)]

KP des Moduls
6

Prüfungsform
Präsentation

Kategorien
Begleitveranstaltung (zu Praktikum)
FLiF & FLiF+
Forschendes Lernen
Lehrkräftebildung
Online-Meetings
Sportwissenschaften
Stud.IP
Video

In der flankierenden Veranstaltung zum Forschungs- und Entwicklungspraktikum im Fach Sport wurde mit der Betrachtung gesundheitsbezogener Kompetenzen (z. B. Wallmann et al., 2012; Töpfer, 2019) und Health Literacy (z. B. Bröder et al., 2017; Sørensen et al., 2012) ein aktuelles Thema in den Mittelpunkt des Erkenntnisinteresses gestellt. Hierbei erhielten die Studierenden im Vorfeld ihres Schulpraktikums Gelegenheit, die avisierten Lernzuwächse des Sportunterrichts aus einer weniger verbreiteten Perspektive fernab der Eigenrealisation zu betrachten und in Kleingruppen ein eigenes empirisches Forschungsvorhaben zu entwickeln, das im Praktikum durchgeführt und anschließend präsentiert und reflektiert wurde. Dem Grundprinzip des Forschenden Lernens (Huber, 2009) folgend waren so eigene Schwerpunktsetzungen in der Entwicklung von Forschungsfragen oder in der Betrachtung unterschiedlicher Zielgruppen möglich. Die Entwicklung der Vorhaben entsprechend eines forschungslogischen Ablaufs (z. B. Fahrner & Burk, 2013; Haag, 1995) wurde durch zwei studentische Hilfskräfte unterstützt. Die Seminartermine erfolgten in einem Wechsel aus Kleingruppenarbeit und Plenumsterminen. Im Plenum vollzogen die teilnehmenden Studierenden in der Diskussion des aktuellen Stands der Kleingruppenarbeiten zudem einen Perspektivwechsel (von der durchführenden in die begleitende Perspektive), indem sie ihre eigene inhaltliche und methodische Perspektive in die Entwicklung der Forschungsvorhaben der anderen Kleingruppenvorhaben einbringen konnten. Abschließend wurden die Erkenntnisse mit einem umfassenden Blick auf das eigene Vorgehen und die Bedeutsamkeit im schulischen Kontext reflektiert.

Schematischer Ablauf der Umsetzung des Forschenden Lernens in diesem Seminar
Kollaborative Veranstaltungslogik – Ablauf der Umsetzung des Forschenden Lernens

Inhalte und Lernziele

Die Veranstaltung fokussierte die Kombination aus Gesundheit und Sportunterricht aus einer kompetenz- und bildungsorientierten Perspektive. Gesundheit stellt in Deutschland zwar kein eigenes Schulfach an allgemeinbildenden Schulen dar, bildet aber eines der zentralen Elemente im Sinne eines mehrperspektivischen Sportunterrichts. Die Kompetenzformulierungen des niedersächsischen Kerncurriculums Sport für die Sekundarstufe I legen einen Fokus auf die Förderung sportmotorischer Kompetenzen im Sportunterricht nahe. Umso wichtiger ist es, andere Kompetenzbereiche, wie beispielsweise den Aspekt der Gesundheitsförderung, im Studium in den (forschenden) Blick zu nehmen.

Die Veranstaltung folgte dem Format der empirischen Studie. Die Studierenden erhielten anknüpfend an das Leitthema Gesundheit Gelegenheit, den schulischen Alltag forschend zu betrachten und konnten in dieser thematischen Rahmen eigenen Erkenntnisinteressen nachgehen, die sich aus dem aktuellen Forschungsstand ableiten ließen. Hierbei griffen sie aktiv auf ihr forschungsmethodologisches Wissen aus dem Bachelorstudium zurück, indem sie ihre Forschungsvorhaben mit geeigneten empirischen Methoden (quantitativ oder qualitativ) planten, durchführten, auswerteten und im Kontext der aktuellen Forschungslage sowie bezogen auf sich selbst als angehende Lehrkräfte reflektierten.

Verzahnung von Theorie in der Universität und Praxis in der Schule mit Text "Universitäres Wissen nutzen und auf schulische Settings übertragen. Erkenntnisse reflektieren, v.a. auch für sich und die gewählte Profession.

(Lern-)Aktivitäten der Studierenden

Die Veranstaltung zielt auf eine Verknüpfung von Wissen aus dem Bachelorstudium (z. B. Durchführung wissenschaftlicher Literaturrecherchen, Anwendung von Forschungsmethoden) mit neuem Wissen (Gesundheit und Health Literacy) ab, das im Rahmen der Veranstaltung aktiv angewendet wird. Die Rolle des Lehrenden ist nach einer ersten inhaltlichen Einführung begleitend-unterstützend und als Absicherung angelegt, um fehlende Elemente beizusteuern, die nicht von Seiten der Studierenden eingebracht wurden. Das Lernen der Studierenden wurde nach folgenden Zielsetzungen angelegt:

Die Studierenden …

  • … erschließen neues Wissen in einem kollaborativen Zugang, indem jeder Teilnehmende des Seminars einen Recherchebeitrag zur Erstellung eines gemeinsamen Literaturpools der Veranstaltung leistet. Nach einer ergebnisorientierten Analyse des eigenen Rechercheergebnisses erfolgt eine schriftliche Darstellung durch Mitarbeit an einer tabellarischen Kurzzusammenfassung, sodass allen Teilnehmenden eine Gesamtschau sämtlicher Zusammenfassungen zur Verfügung steht.
  • … wenden ihr Wissen aus dem Bachelorstudium aktiv und themenorientiert an, indem sie aus der aktuellen Studienlage heraus eigene Forschungsfragen entwickeln und diese in ein empirisches Untersuchungsdesign überführen.
  • … gestalten ihren eigenen Lern- und Studienentwicklungsprozess, indem sie ihre Kleingruppenarbeit im Rahmen der zeitlichen Semestervorgaben (z. B. Vorstellung des aktuellen Stands der Forschungsprojekte im Plenum) selbst organisieren.
  • … beurteilen die Projektplanungen der anderen Kleingruppen in den Plenumsveranstaltungen, indem sie zwischenzeitlich die Rolle des Lehrenden einnehmen, ihr eigenes Wissen darstellen und Feedbackregeln konstruktiv anwenden.
  • … reflektieren ihre Forschungsprojekte nach Abschluss des Praktikums mit Blick auf den Forschungsstand und die Bedeutsamkeit für sich als angehende Lehrkräfte.

Prüfung und Bewertung

Durch die Vorstellung von Zwischenständen der Projektplanung im Vorfeld des Praktikums und das Feedback durch die anderen Seminarteilnehmer:innen hatten die Teilnehmenden regelmäßig Gelegenheit ihr Wissen und Können zu präsentieren. Durch die regelmäßigen Rückmeldungen zum Projekt von Seiten der studentischen Hilfskräfte und der Lehrenden hatten sie gleichermaßen frühzeitig eine Orientierung, woran sich die spätere Leistungsbeurteilung bemisst.

Die abschließende Prüfung erfolgte als mündliche/schriftliche Präsentation des Forschungsprojekts samt Ergebnissen und Diskussion der Bedeutsamkeit im Kontext der Lehramtsausbildung. Hierbei sollten die Studierenden neben der reinen Ergebnisdarstellung auch eine wissenschaftsbasierte Reflexionsfähigkeit zeigen.

Die Bewertungskriterien, die der Modulnote zugrunde lagen, wurden den Studierenden im Vorfeld der Leistungserbringung transparent kommuniziert und als Kriterienkatalog zur Verfügung gestellt.

Erfahrungen

In der Evaluation der Veranstaltung wurde die Wahl des Veranstaltungsthemas positiv herausgestellt. Auch die Erstellung eines gemeinsamen Literaturpools wurde von den Studierenden befürwortet und als nützlich eingeschätzt. Insgesamt wurde die Veranstaltung als gute Vorbereitung auf die Anfertigung zukünftiger Abschlussarbeiten gesehen.

Bezogen auf die empirische Rahmung des Seminars kritisierten einige Studierende den empfundenen hohen Aufwand und werteten die Veranstaltung als zu forschungslastig für ein Lehramtsstudium. Anknüpfend an Wegener und Faßbeck (2018), die eine Abnahme in der von Studierenden empfundenen Bedeutsamkeit eines reflexiv-forschenden Habitus nach Schulpraktikumsphasen feststellten, empfiehlt es sich im Vorfeld der Projektplanungen noch einmal intensiver auf die Sinnhaftigkeit einer Verknüpfung von theoretischen sowie wissenschaftlichen Zugängen und die Anwendung in der schulischen Praxis einzugehen, um die Sinnhaftigkeit herauszustellen.

Der offene Zugang im Sinne einer organisatorisch rahmenden und inhaltlich ergänzenden Lehrkraftrolle sowie die thematische Flexibilität, um den Studierenden eine Erforschung eigener Interessensbereiche in einem vorgegebenen Themenfeld zu ermöglichen, hat sich bewährt.

Literatur

Bröder, J., Okan, O., Bauer, U., Bruland, D., Schlupp, S., Bollweg, T. M., Saboga-Nunes, L., Bond, E., Sørensen, K., & Bitzer, E.-M. (2017). Health literacy in childhood and youth: A systematic review of definitions and models. BMC public health, 17(1), 361. https://doi.org/10.1186/s12889-017-4267-y

Fahrner, M., & Burk, V. (2013). Wissenschaftliches Arbeiten in der Sportwissenschaft. In V. Burk & M. Fahrner (Hrsg.), Einführung in die Sportwissenschaft (S. 211-244). UVK Verlagsgesellschaft.

Haag, H. (1995). Forschungslogischer Ablauf sportwissenschaftlicher Arbeiten. dvs-Informationen, 10(2), 11-16.

Huber, L. (2009). Warum Forschendes Lernen nötig und möglich ist. In L. Huber (Hrsg.), Motivierendes Lehren und Lernen in Hochschulen: Vol. 10. Forschendes Lernen im Studium: Aktuelle Konzepte und Erfahrungen (S. 9-35). UVW.

Sørensen, K., Van den Broucke, S., Fullam, J., Doyle, G., Pelikan, J., Slonska, Z., Brand, H., & Consortium Health Literacy Project, E. (2012). Health literacy and public health: A systematic review and integration of definitions and models. BMC public health, 12(1), 80. https://doi.org/10.1186/1471-2458-12-80

Töpfer, C. (2019). Sportbezogene Gesundheitskompetenz. Kompetenzmodellierung und Testentwicklung für den Sportunterricht. Feldhaus Edition Czwalina.

Wallmann, B., Gierschner, S., & Froböse, I. (2012). Gesundheitskompetenz: was wissen unsere Schüler über Gesundheit? Prävention und Gesundheitsförderung, 7(1), 5-10. https://doi.org/10.1007/s11553-011-0322-1

Wegener, M., & Faßbeck, G. (2018). Zur (De-)Professionalisierung der Sportstudierenden im Praxissemester. In N. Ukley & B. Gröben (Hrsg.), Forschendes Lernen im Praxissemester. Begründungen, Befunde und Beispiele aus dem Fach Sport (S. 249-261). Springer VS.