Allgemeines
Lehrende:r
Prof. Dr. Sebastian Schnettler
Veranstaltung
Statistik I
Modul
sow 469 – Statistik I
Studiengang
Fach-Bachelor: Sozialwissenschaften
Zwei-Fächer-Bachelor: Sozialwissenschaften
Master of Education (Wirtschaftspädagogik): Politik
Fakultät
Fakultät I – Bildungs- und Sozialwissenschaften
Institut
Institut für Sozialwissenschaften
Semester
SoSe 2019
Turnus
Wöchentlich
Anzahl Studierende
176
KP des Moduls
6 KP (3VL+3Ü)
Prüfungsform
Klausur
Preis der Lehre 2018/19
Kategorie: Beste Veranstaltung
Kategorien
Innovation+
Preis der Lehre
Sozialwissenschaften
Vorlesung
Motivation: Statistik als unbeliebtes Pflichtfach
Die Statistiklehre gehört in den Sozialwissenschaften eher zu den ungeliebten Lehrveranstaltungen. Viele Studierende im Fach haben sich dezidiert für ein Studium ohne Mathematik entschieden. Durch ein neues Lehrkonzept für die Vorlesung sollten das Lernen und die Motivation für die Studierenden verbessert werden. Das Lehrkonzept wird durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur im Rahmen der Ausschreibung „Innovation Plus“ gefördert.
Statistische Lerninhalte anwendungsorientiert vermitteln
Gerade wegen der eingangs beschriebenen mangelnden Affinität der Studierenden der Sozialwissenschaften für Mathematik und Statistik war es mir schon immer ein Anliegen, die statistischen Lerninhalte möglichst ohne Formeln und anwendungsorientiert zu vermitteln.
Dazu startet die Vorlesung zunächst mit einer Motivationssitzung, in der ich den Studierenden mitteile, warum „statistical literacy“ in den verschiedensten Berufen und auch abgesehen vom Beruf für informierte Bürger*innen eine wichtige Fähigkeit ist, um informiert Entscheidungen zu treffen, gute von schlechter Forschung zu unterscheiden und faktenbasiert zu argumentieren.
In den weiteren Vorlesungssitzungen werden die Methoden und Maßzahlen der beschreibenden und schließenden Statistik anhand zahlreicher für die Lebenswelt der Studierenden relevanter Beispiele vermittelt.
Begleitübungen: Statistische Verfahren anwenden und kritisch interpretieren
Die Begleitübungen des Moduls sind so ausgerichtet, dass dort anhand der frei und kostenlos verfügbaren Statistiksoftware R die Anwendung der Konzepte und Methoden erlernt und eingeübt werden kann. Der Fokus liegt neben der Anwendung auch auf der Interpretation bestehender Ergebnisse. Denn Studierende sollen lernen, sowohl statistische Verfahren selbst anzuwenden als auch vorhandene Statistiken kritisch zu interpretieren.
Flipped classroom: Wissen aneignen zuhause, Wissen anwenden im Vorlesungssaal
Im Sommersemester 2019 habe ich das Konzept durch Elemente des „blended learning“ ergänzt. Konkret wurde die Vorlesung umgestellt auf das sogenannte „inverted“ oder „flipped classroom“ Prinzip. Bei dieser Methode eignen sich die Lernenden die Inhalte anders als bei üblichen Vorlesungen selbstständig schon im Vorfeld an. Während der Präsenztermine werden Verständnisfragen geklärt, gemeinsam Aufgaben bearbeitet oder Wissen vertieft.
Zum einen habe ich dafür Vorlesungsvideos bereits vor den Veranstaltungsterminen erstellt und auf Stud.IP zum Download bzw. zum Streaming zur Verfügung gestellt. Zum anderen habe ich die dadurch gewonnene Präsenzzeit für eine neue Art von Präsenzveranstaltung genutzt. Dazu habe ich die Inhalte der Onlinevideos mit den Studierenden vertiefend diskutiert und die Lerninhalte laufend interaktiv überprüft. Die Studierenden hatten in den Präsenzveranstaltungen ausreichend Zeit, eigene Fragen vertiefend zu diskutieren.
Regelmäßig habe ich Anwendungsbeispiele eingebracht, anhand derer wir in interaktiven Sessions die Interpretation statistischer Ergebnisse einüben konnten.
In ausgewählten Veranstaltungen habe ich außerdem in Form eines Quiz, an dem die Studierenden in Teams teilnehmen konnten, jeweils die bis dahin vermittelten Lerninhalte in unterhaltsamer Weise abgefragt. (Die drei besten Teams bekamen jeweils einen kleinen Preis.) Die Studierenden im Team konnten kurz über die jeweilige Frage beraten und sollten dann ihre jeweilige Antwort notieren.
Vorlesungsvideos fördern das eigenständige Lernen
Die Vorlesungsvideos ermöglichen den Studierenden, sich die Lerninhalte in eigener Geschwindigkeit zu erarbeiten und schwierige Abschnitte auch wiederholt durchzugehen. Dies ist in den Lehrevaluationen und auch durch Einzelfeedback von Studierenden immer wieder als sehr positiv hervorgehoben worden.
Die Präsenzveranstaltung hatte zwei Hauptziele: zum einen die Vertiefung und Einübung der Inhalte, zum anderen die regelmäßige Rückmeldung an die Studierenden über ihren aktuellen Wissensstand. So sollte das Lernen der Vorlesungsinhalte nur kurz vor und nur für die Klausur vermieden und die Studierenden stattdessen motiviert werden, regelmäßig im Laufe des Semesters für das Modul zu lernen. Die Begleitübungen schließlich dienten zur Vermittlung der anwendungsorientierten Fähigkeiten und werden seit mehreren Semestern sehr kompetent insbesondere von meinem Mitarbeiter Andreas Filser durchgeführt.
Ausblick
Ungewollt waren wir aufgrund des Inverted-Classroom-Konzeptes bestens für das Pandemie-bedingt verordnete reine Online-Semester bestens vorbereitet. Die Vorlesungsvideos wurden teilweise optimiert und aktualisiert; die Begleitveranstaltungen zur Vorlesung zur vertiefenden Diskussion und Wissensabfrage wurden als Online-Meetings durchgeführt, was ohne größere Probleme möglich war. Eine größere Herausforderung war, nun auch die Statistik-Übungen, in denen die Studierenden eigentlich unter Anleitung im Computerlabor mit Statistiksoftware an echten Datenproblemen arbeiten, auf ein reines Online-Format umzustellen. Dies gelang letztlich aber gut durch die Kombination kommentierter Statistikskripte und Live-Sessions zur Besprechung von Übungsaufgaben. Mittlerweile haben wir das Konzept auch erfolgreich auf das Folgemodul „Statistik 2“ angewendet. Da sowohl Statistik 1 und Statistik 2 bereits wiederholt nach dem Inverted-Classroom-Konzept durchgeführt wurden (im laufenden Semester im dritten bzw. zweiten Durchgang), haben wir mittlerweile auch umfangreiche Rückmeldungen durch die Studierenden, die mit dem Konzept sehr zufrieden sind. Im laufenden Wintersemester 2020/21 sollen in beiden Modulen zusätzlich auch elektronische Prüfungsformen zum Einsatz kommen.