Allgemeines

Lehrende:r
Prof. Dr. Sebastian Schnettler

Veranstaltung
Qualitative Sozialforschung (Vorlesung und Seminare)

Modul
sow275 – Qualitative Sozialforschung

Studiengang
Bachelor of Arts – Sozialwissenschaften

Fakultät
Fakultät I – Bildungs- und Sozialwissenschaften

Institut
Institut für Sozialwissenschaften

Semester
SoSe 2022

Turnus
Wöchentlich

Anzahl Studierende
70

KP des Moduls
6 KP

Prüfungsform
Kurztest und Kurzreferat plus Projektbericht

Kategorien
Forschendes Lernen
Seminar
Sozialwissenschaften
Vorlesung

Im Modul wurde anfangs eine übergeordnete Forschungsfrage formuliert. Dieser folgend konnten Studierende im Verlauf des Semesters eigene Teilprojekte definieren und im Rahmen qualitativer Teilstudien die vermittelten Konzepte und Methoden der qualitativen Sozialforschung praktisch einüben. Am Ende wurden die Ergebnisse der Teilprojekte im Plenum präsentiert und in einem Gesamtbericht zusammengefasst.

Kompetenzziele des Moduls

Aufbauend auf das Basismodul „Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung“, in dem die Studierenden mit der Unterscheidung in qualitative und quantitative Verfahren der Sozialforschung vertraut gemacht wurden, werden in diesem Modul vertiefende Kenntnisse qualitativer Verfahren vermittelt und praktisch eingeübt.

Nach Abschluss des Moduls haben die i.d.R. 80-100 Studierenden einen detaillierten Überblick über theoretische Grundlagen qualitativer Sozialforschung, methodische Ansätze und ihre Anwendung und können diese Kenntnisse für die Planung, Durchführung und Auswertung erster eigener qualitativer Datenerhebungen nutzen sowie vorhandene qualitative Untersuchungen kritisch reflektieren.

Inhalte des Moduls

Im Rahmen der Vorlesung werden zunächst kurz die erkenntnistheoretischen Grundlagen der empirischen Sozialforschung wiederholt, um die qualitative Sozialforschung bzgl. ihrer Relevanz entsprechend einzuordnen. Im Anschluss erfolgt zunächst eine Einführung in die theoretischen Grundlagen, die Zielsetzung und die Prinzipien qualitativer Sozialforschung, in der die Studierenden vertiefende Kenntnisse über die Vor- und Nachteile qualitativer Verfahren im Vergleich zu quantitativen Verfahren empirischer Sozialforschung erlangen.

Der Schwerpunkt der Vorlesung liegt auf der Präsentation ausgewählter Datenerhebungsmethoden (z.B. Interviews, Gruppendiskussionen) sowie Verfahren der Datenanalyse und –interpretation (z.B. Grounded Theory). Anhand von Beispielen qualitativer Forschungsdesigns werden die Gütekriterien qualitativer Forschung besprochen, forschungsethische Fragen diskutiert sowie Möglichkeiten und Grenzen qualitativer Forschungsmethoden aufgezeigt.

Forschendes Lernen im Modul

Im Rahmen der übergeordneten Fragestellung („Situation der Studierenden an der UOL nach der Pandemie/nach Rückkehr in den Präsenzbetrieb“) entwickelten die Studierenden den Prinzipien der qualitativen Sozialforschung entsprechend eigene Teilprojekte, die einzeln oder in kleinen Gruppen bearbeitet werden konnten. Z.B. fokussierten sich einige auf die Wohnsituation der Studierenden, andere auf Erfahrungen mit Lehrveranstaltungen, etc. In den Übungen erarbeiteten die Studierenden dann die jeweiligen Arbeitsschritte eines qualitativen Projekts, jeweils in Bezug auf ihre eigene Teilfragestellung. So mussten die Studierenden neben der Entwicklung der Fragestellung auch das theoretische Sampling begründen, Interviews führen, diese (teil-)transkribieren, die Ergebnisse präsentieren und in einem Gesamtbericht zusammenführen.

Prüfung und Bewertung

Die Studierenden wurden in ihrer Arbeit an den Teilprojekten intensiv innerhalb der Übungen betreut. Dort wurden die Zwischenresultate immer wieder besprochen und es gab konstruktives Feedback durch die Übungsleitenden, um die Teilprojekte weiterzuentwickeln. Am Ende des Semesters wurden alle Teilprojekte im Plenum im Rahmen von Einzel- bzw. Gruppenreferaten vorgestellt. Nach jedem Vortrag bestand Gelegenheit zur Diskussion und es gab ausführliches mündliches Feedback zu den Referaten durch die Übungsleitenden und den Modulverantwortlichen. Die Studierenden mussten außerdem die Resultate ihrer Teilprojekte in einem jeweiligen Gesamtbericht zusammenfassen, der ebenfalls bewertet wurde. Außerdem erhielten die Studierenden schriftliches Feedback zu den Berichten.

Erfahrungen

Insgesamt haben wir gute Erfahrungen mit dem Konzept gemacht. Aus unserer Erfahrung mit anderen Modulen wussten wir im Vorfeld, dass bei Studierenden in den ersten Semestern schon die Entwicklung einer Fragestellung eine große Herausforderung darstellt. Denn zu Beginn des Studiums fehlt ein breiter Überblick in relevanten Forschungsgebieten, um offene Fragen zu identifizieren. Daher haben wir mit der Bereitstellung einer übergeordneten Forschungsfragestellung den Studierenden geholfen, auf der Basis kleinere und überschaubarere Teilprojekte zu erarbeiten. Die Fokussierung auf eigene Teilprojekte hat, so unser Eindruck, die Lernmotivation der Studierenden im Vergleich zu vorangegangenen Semestern deutlich erhöht. Alle Einzelprojekte beleuchteten einen anderen Teilaspekt des untersuchten Phänomens, so dass die Projekte von vornherein komplementär geplant waren. So ließ sich auch insgesamt über alle Teilprojekte ein roter Faden herstellen.

Eine Herausforderung ist, dass der Arbeitsumfang selbst für klar definierte, kleinteilige Forschungsprojekte sehr umfangreich für ein Semester ist. Während einzelne Arbeitsschritte wie die Definition einer Teilfragestellung oder Überlegungen zur (qualitativen) Stichprobenziehung zeitlich überschaubar sind, übersteigen andere Arbeitsschritte den vorgesehen Workload innerhalb eines Seminars. Pro Teilprojekt benötigt man etwa mehrere qualitative Interviews. Aber die Durchführung, Transkription und detaillierte Auswertung qualitativer Interviews ist sehr zeitintensiv. Einen guten Kompromiss bzgl. der Anzahl der Interviews konnten wir finden, indem immer mehrere Studierende ein Teilprojekt bearbeitet haben. So musste jede Person nur ein Interview führen, insgesamt lagen pro Teilfragestellung dann aber 3-4 Interviews vor. Dadurch, dass die Gruppen die Teilfragestellung und das theoretische Sampling gemeinsam erarbeitet haben, ließen sich die Resultate später i.d.R. gut integrieren. Den Aufwand für die Transkription der Interviews haben wir beschränkt, indem die Übungsleitenden mit den Studierenden repräsentative Interviewausschnitte identifiziert haben und nur diese detailliert transkribiert wurden. Das schränkte die Erkenntnisse aus den genannten Teilprojekten zwar ein, ermöglichte aber einen überschaubaren Workload im Laufe des Semesters und daher einen realistischen Projektabschluss.

Obwohl die Idee war, dass die Erkenntnisse aus den einzelnen Interviews im Rahmen der Teilprojekte integriert werden sollten, fiel der Erfolg der Integration über die unterschiedlichen Teams hinweg recht unterschiedlich aus. Einige Teams haben die Erhebungsphase intensiv gemeinsam erarbeitet. Daher fiel ihnen später die Integration der Ergebnisse leicht und diese war dann i.d.R. auch schlüssig. Jedoch gab es in anderen Teams eine weniger stark ausgeprägte Zusammenarbeit, sodass die Interviews teilweise nicht so gut zusammenpassten und das Integrationspotential der Ergebnisse eingeschränkt blieb. Bei zukünftigen Durchläufen des Projekts sollte hier auf eine noch engere Betreuung der Gruppen geachtet werden; gerade in der Frühphase der Projekte, wenn Teilfragestellungen und theoretisches Sampling erarbeitet werden.