Allgemeines

Lehrende:r
Sven Pauling

Mann mit dunklem Haar im Zopf, Bart und Brille spricht in ein Mikrofon in seiner Hand und trägt dabei ein dunkles Hemd.

Veranstaltung
Schule selbst gestalten

Modul
biw315 – Schulentwicklung

Studiengang
Master of Education – Bildungswissenschaften (Sonderpädagogik, HR, Gym)

Fakultät
Fakultät I – Bildungs­- und Sozialwissenschaften

Institut
Institut für Pädagogik

Semester
WiSe 2022/23

Turnus
Wöchentlich

Anzahl Studierende
10

KP des Moduls
6 KP

Prüfungsform
Portfolio bestehend aus Blog als Gruppenleistung und individueller Ausarbeitung

Kategorien
Bildungswissenschaften und Pädagogik
Blog
Forschendes Lernen
Lehrkräftebildung
Online-Meetings
Seminar
Stud.IP

Das Seminar denkt die Gestaltung von Schule in Abgrenzung zu Fend (2008) von den Handlungsräumen und Grenzen der Lehrkräfte her. Zugrunde liegt ein Verständnis von Schulentwicklung, in welchem Lehrer*innen einerseits eine zentrale Rolle bei der Implementierung und Durchführung von Schulentwicklungsprozessen einnehmen, diese andererseits aber auch vor dem Hintergrund eigener biographischer Prägung vornehmen. Im Laufe des Seminars wurden eigene Schulentwicklungsvorstellungen mit den Studierenden erarbeitet sowie die Trends bundesdeutscher Schulentwicklung nachgezeichnet. Es wurden die Orte und Instrumente zur Möglichkeit von Schulentwicklung innerhalb der Einzelschule diskutiert. Zugleich wurden Momente der Trägheit sowie Widerstand in der Schulentwicklung angesprochen. Die Studierenden haben auf der Grundlage der in der ersten Semesterhälfte gelesenen Literatur in Kleingruppen eigene kleine Interviewforschungsprojekte durchgeführt, die abschließend in einem blog zusammengetragen und präsentiert wurden. Auf der Basis methodischer Literatur erstellten die Studierenden in Kleingruppen Interviewleitfäden und werteten in loser Anlehnung an die Grounded Theory Methodology aus. Um Anregungen für die Bandbreite einzelschulischer Gestaltungsperspektiven zu erhalten, fand außerdem eine ganztägige Exkursion zur Oberschule Borchshöhe nach Bremen statt. Prüfungsform war die Blogpräsentation in der Gruppe sowie individuelle Ausarbeitungen zu einem selbstgewählten Schwerpunktthema innerhalb des eigenen Forschungsprojektes.

Inhalte und Lernziele

Schwerpunkt I: Über Schulentwicklung lernen (Kompetenzbereich: Innovation)

  • Erarbeitung eines Fachvokabulars, um über Schulentwicklung sprechen und diese entlang von zentralen Texten in ihren verschiedenen Facetten einordnen zu können.
  • Thematische Schwerpunkte: Geschichte und unterschiedliche Paradigmen der Schulentwicklung (zentrale Planung, Schule als päd. Handlungseinheit, New Educational Governance), Schule als Mehrebenensystem, die Bedeutung habitueller Dispositionen von Lehrkräften als Trägheitsmoment von Schulentwicklung, konkrete Instrumente zur Entwicklung der Einzelschule (Leitbildarbeit, Gremienentwicklung, Evaluation, Durchführungsmodelle etc.), soziale kollegiale Dynamiken in Gremien

Schwerpunkt II: Studentische Schulentwicklungsforschung

  • Arbeit in kleinen Forschungsgruppen (3-5 Studierende)
  • Erarbeitung von Literatur zu qualitativer Interviewforschung (Helfferich 2011) und Akquise einer Interviewperson, die in einem Schulentwicklungsprojekt aktiv ist oder war
  • Durchführung des Interviews und Auswertung in Anlehnung an die Grounded Theory Methodology (Wohlrab-Sahr/Przyborski 2021). Auswertung sowohl in studentischen Kleingruppen seminarbegleitend als auch in Werkstattsitzungen als gemeinsame Interpretation mit dem gesamten Plenum und unter Anleitung des Dozenten
  • Darstellung der eigenen Forschung entlang festgelegter Kriterien in einem wordpress-blog (Vorstellung der Gruppe, Vorstellung des Forschungsfeldes, Entwicklungsinhalt, Prozesscharakter der Entwicklung, Analyse unter Rückgriff auf Seminarlektüre)

Schwerpunkt III: Exkursion (Kompetenzbereiche: Unterrichten, Erziehen, Beurteilen)

  • Exkursion an die Oberschule/Grundschule Borchshöhe: Schulübergreifende Kooperation, alternative Leistungsbewertung, jahrgangsübergreifende Lerngruppen, Herausforderung, Projekte, individualisierte Lernkultur.
  • Vormittags: Begrüßung durch den Schulleiter, Hospitation kleiner Studierendengruppen in einzelnen Lerngruppen.
  • Mittags: Mittagessen in der Schulmensa.
  • Nachmittags: Hospitationsreflexion mit der Schul- und Seminarleitung. Rückgriff auf Seminarliteratur bei der Diskussion und Konturierung des spezifischen Prozesscharakters der Schule.

(Lern-)Aktivitäten der Studierenden

Didaktische Formate

  • Formate zur Erarbeitung der fachlichen Seminarinhalte: Die Seminarliteratur wird im geleiteten Seminargespräch, Plenumsdiskussionen und Gruppenarbeit erarbeitet.
    • Angestrebte Kompetenzen: Die Studierenden erlangen Fachwissen und -Vokabular zum Thema Schulentwicklung. Die Studierenden können Texte zum Thema lesen, verstehen und verschiedene Textgattungen einordnen (programmatisch-instruktive sowie analytisch-deskriptive Texte). Die Studierenden können die inhaltliche pädagogische Dimension von Schulentwicklung von deren Prozesscharakter und -strukturen trennen.
  • Format zur Anbahnung und Erprobung in der Schulentwicklung relevanter Sozialkompetenz: Rollenspiel
    • Angestrebte Kompetenzen: Die Studierenden erhalten eine Vorstellung über die soziale Komplexität der konkreten Schulentwicklungsarbeit in schulischen Gremien. Die Studierenden üben, kollegiale Konflikte auszuhalten, produktiv zu wenden und in diesen zu vermitteln
  • Format zur Anbahnung forschungspraktischer Kompetenzen: Werkstattarbeit an studentischen Forschungsprojekten
    • Angestrebte Kompetenzen: Die Studierenden lernen, die sich in den Interviews abbildende Wirklichkeit der Schulentwicklung mit dem heuristisch-theoretischen Vokabular der Schulentwicklungsforschung zu vermitteln. Die Studierenden lernen, ein datenbasiertes Modell zu einer fokussierten Fragestellung zu entwickeln. Die Studierenden lernen, eigene Forschungsergebnisse i.R. eines blogs aufzubereiten und zu präsentieren.
  • Format zur Kopplung der Forschungsdiskussion mit lebensweltlichen Erfahrungen: Exkursion mit Hospitationen und Reflexionsgespräch mit der Schulleitung
    • Angestrebte Kompetenzen: Die Studierenden erleben Schule und Unterricht als kontingent und veränderbar. Die Studierenden erleben am konkreten Beispiel Schule als gestaltbar aber auch die Grenzen und Hindernisse von Gestaltbarkeit.

Prüfung und Bewertung

Die Bewertung fand in zweifacher Weise statt.

  1. Erstellung eines wordpress-blogs: Die Studierenden präsentierten diesen blog in einer Abschlusssitzung. Sie erhielten damit die Möglichkeit, ihre Leistung vor dem Dozenten sowie der Seminargruppe zu zeigen. Über die Kommentarfunktion in wordpress wurden sie zudem angehalten, kollegiales peer-feedback zu geben (Kompetenzbereich: Bewerten). In einer Abschlussrunde wurde zudem der Versuch unternommen, die verschiedenen Forschungsprojekte entlang der Literatur im Verbund zu diskutieren und die „big five“ des studentischen „DFG-Projektes ‚Schule selbst gestalten‘“ mit allen seinen Teilprojekten zu identifizieren. Zentral war bei der Blogerstellung und -präsentation die Trennung von Entwicklungsinhalten und -prozessverlauf, die Darlegung des Vorgehens bei der Forschung sowie die Strukturiertheit und Literaturrückkoppelung bei der Darstellung.
  2. Vertiefende Ausarbeitung als individuelle Textarbeit: Die Studierenden gingen hier individuell schriftlich auf fünf Seiten auf einen Teilbereich ihrer Gruppenforschung ein und arbeiteten diesen i.R. der Qualitätskriterien wissenschaftlichen Arbeitens aus.

Erfahrungen

  • Verstärkung des Anteils an Werkstattsitzungen: Die Studierenden melden zurück, dass sie mehr Werkstattsitzungen bräuchten, um sich über ihre Projekte zu verständigen.
  • Frühe Anbahnung der Forschungsprojekte: Die studentische Forschung sollte so früh wie möglich im Seminar durch Rahmeninformationen und die Vermittlung von Forschungskompetenzen befähigt werden. Einerseits um die Arbeitslast über das Semester hinweg zu verteilen, andererseits, weil die Akquise von Interviewpartner:innen und die Terminierung eines Interviewtermins teils schwer planbar sind und sich lange verzögern können.
  • Die Studierenden sind zumeist bei der Erstellung der blogs sehr engagiert. Bislang haben sie die vorgegebene Zeichenzahl immer überschritten (16.000 Zeichen). Um ihren Arbeitsaufwand zu reduzieren könnte diese noch weiter herabgesetzt werden.
  • Der Anspruch, wordpress zu einem gewissen Grad zu erlernen bildet eine zusätzliche Dimension, auch wenn das Programm sehr intuitiv ist. Das sollte bei einer Bewertung berücksichtigt werden. Die Ergebnisse waren allerdings in der Tat in der Vergangenheit auch wirklich beeindruckend!
  • Die blogs sind teils aber noch recht textlastig. Die Studierenden könnten stärker dazu angehalten werden, die diversen medialen Möglichkeiten von wordpress zu nutzen und den blog nicht als digitale Hausarbeit mit Textreitern zu betrachten.
  • Die Studierenden können nicht auf die Exkursion verpflichtet werden, weil diese größtenteils außerhalb der Seminarzeit stattfindet, in der andere Seminare liegen können. Es ist daher leider nicht mit einer verlässlichen TN-Zahl zu rechnen.